15/June/2019
Besuch Nr. 36 in Zug



MITWIRKENDE:

Sybille Diethelm, Sopran
René Perler, Bassbariton
Fabienne Romer, Klavier



PROGRAMM:

Hugo Wolf (1860-1903)
aus dem Italienischen Liederbuch:
I Auch kleine Dinge
III  Ihr seid die Allerschönste
IV Gesegnet sei, durch den die Welt entstund
X Du denkst mit einem Fädchen mich zu fangen
VII  Der Mond hat eine schwere Klag’ erhoben
IX Daß doch gemalt all’ deine Reize wären
XXI Man sagt mir, deine Mutter woll’ es nicht
II Mir ward gesagt, du reisest in die Ferne

Ermanno Wolf-Ferrari (1876-1948)
aus dem Canzoniere / Italienischen Liederbuch
Zweiter Teil
1. Heft: Sechs Lieder für Sopran (nacheinander zu singen)
L’addio (Der Abschied)
1: M’è stato detto che te ne vuoi ire (Ist es denn Wahrheit? Willst Du wirklich reisen?)
2: Vai in buon’ora (Reise mit Gott denn, mein geliebter Schatz)
La lontananza (Die Abwesenheit)
3. E questa valle mi par rabbuiata (Und dieses Tal ward dunkel mir und düster)
4. O i miei sospiri, andate ove vi mando (O stumme Seufzer, Boten meiner Sehnsucht)
Il ritorno (Die Rückkehr)
5. L’è rivenuto il fior di primavera (Er kam zurück - und alle Gärten blühn)
6. Io mi credeva che tu fossi morto (Musst nicht glauben, längst wärst du gestorben?)

3. Heft: Drei Lieder für Bass
1. Ero nel mezzo al mare (Mitten auf hoher See)
2. La casa del mio amor (Die Hütte meines Lieb’s)
3. Non posso più (Die nächt’gen Gassen)

aus dem Ersten Teil: 4. Heft: Zwei Lieder für Bariton
1. Se gli alberi potessin favellare (Wenn alle Bäume könnten reden)
2. Vedo la casa e non vedo il bel viso (Sehe ihr Haus, sehe nicht, die ich liebe)

Hugo Wolf
XX Mein Liebster singt am Haus
XIV Geselle, woll’n wir uns in Kutten hüllen
VI Wer rief dich denn
XIII Hoffärtig seid Ihr, schönes Kind
XII Nein, junger Herr
XXXVII Wie viele Zeit verlor ich
XI Wie lange schon war immer mein Verlangen
XVII Und willst du deinen Liebsten sterben sehen
XVIII Heb auf dein blondes Haupt
XIX Wir haben beide lange Zeit geschwiegen
XXXV Benedeit die sel’ge Mutter

Zugabe: VIII Nun lass uns Frieden schliessen

KONZERTBERICHT:

Italienische Liederbücher auf dem Rosenhügel

Die Gastgeber hatten sich Lieder von Ermanno Wolf-Ferrari gewünscht – aus einem ganz bestimmten Grund: Barbaras Vater war, wie schon ihr Grossvater, mit dem deutsch-italienischen Komponisten befreundet gewesen, und Wolf-Ferrari war verschiedene Male Gast gewesen in der Villa Farnbühl, dem wunderbaren Sommer- und Ferien-Idyll der Familie hoch über dem Zugersee. Zürich und der Farnbühl waren für Wolf-Ferrari während des Ersten und nach dem Zweiten Weltkrieg Fluchtorte gewesen, ziemlich genau in der Mitte zwischen München und Venedig gelegen, seinen beiden Hauptwirkungsstätten.

Nach langer Notensuche (Wolf-Ferraris „Canzoniere“, sein Italienisches Liederbuch mit 44 Liedern in zwei Teilen à je sechs Hefte ist leider vergriffen) konnten Fabienne, Sybille und René eine Auswahl daraus einstudieren. Umrahmt wurden die 2 x 6 „canzoni“ von Liedern des anderen Wolfs – 20 kleine, überaus entzückende Dinge aus Hugo Wolfs Italienischem Liederbuch.

Der Empfang auf dem stattlichen Anwesen, in dem über 100 verschiedene historische Rosensorten von Barbara liebevoll gepflegt werden und – mitten im Rosenmonat – verführerischen Duft verströmten, war sehr herzlich. Das Reh, das wir unterhalb der Villa in einer Wiese äsen sahen, brauchte die beiden vokalen Wölfe nicht zu fürchten, genauso wenig wie das erlesene Publikum, das im herrschaftlichen Salon Platz nahm.

Für die Sängerin und den Sänger war es eine Herausforderung, sich von der grandiosen Aussicht auf die Weiten des Zugersees und der Landschaft nicht allzu sehr verleiten zu lassen, sondern in Italien und bei den ganz verschiedenen Gemütszuständen zu bleiben, welche Amor in den von seinen Pfeilen Getroffenen auszulösen vermag. Das Publikum sass zum Glück mit dem Rücken zur Aussicht!

René sang erst drei Canzoni für Bass, die von enttäuschter Liebe, Neid und Überdruss auf die Welt handeln – der Himmel draussen über dem Zugersee verdüsterte sich, das abendliche Gewitter sandte erste Boten. Danach folgten zwei Canzoni für Bariton, deren heitere, überbordend verliebte Stimmung sich sofort auf das Publikum übertrug – und siehe da, der Himmel riss auf, und die Sonne kam zurück!

Nach dem Konzert waren alle Anwesenden zu einem feinen Abendessen eingeladen, das ein Party-Service liebevoll vorbereitet hatte. Dabei kamen wir auch mit dem älteren Bruder der Gastgeberin ins Gespräch, der sich noch gut an Ermanno Wolf-Ferrari und die Soiréen erinnern konnte, die er ebenda gegeben hatte.

Mit je einem duftenden Strauss historischer Rosen, Zuger Mandelleckerei und reich an Eindrücken traten wir den Heimweg an.

RP, Juli 2019