31/August/2019
Besuch Nr. 39 in Zürich



MITWIRKENDE:

Meret Roth, Sopran
Rafaël Newman, Sprecher
Edward Rushton, Klavier



PROGRAMM:

Franz Schubert (1797-1828):
Seligkeit D. 433 (Hölty)
Lachen und Weinen D. 777 (Rückert)
Liebe schwärmt auf allen Wegen D. 239 (Goethe)

Hermann Goetz (1840-1876):
Gehimniss op. 12 Nr. 1 (Pohl)
Schliesse mir die Augen beide op. 12 Nr. 2 (Storm)
Das verlassene Mägdlein op. 12 Nr. 5 (Mörike)
Beruhigung op. 12 Nr. 6 (Träger)

Thomas Moore (übersetzt Rafaël Newman):
There is a Garden

Robert Louis Stevenson (übersetzt Rafaël Newman):
Bright is the Ring of Words

Peter Warlock (1894-1930):
I have a garden (Moore)
To the memory of a great singer (Stevenson)

Wilhelm Grosz (1894-1939):
Das Singen deines Mundes
aus: Lieder an die Geliebte (Bethge)

Robert Schumann (1810-1856):
Mein Garten op. 77 Nr. 2 (Fallersleben)

Fanny Mendelssohn (1805-1847):
aus den Gartenlieder op. 3 (1846)
Hörst du nicht die Bäume rauschen (Eichendorff)
Schöne Fremde (Eichendorff)
Im Herbste (Uhland)
Abendlich schon rauscht der Wald
Im Wald (Geibel)

KONZERTBERICHT:

„Wunderbar! Wunderbar! …. Und wissen Sie was? …gleich nochmals wunderbar!“

Rund 20 begeisterte Gäste von Australien über London und Indien bis in die ländlichen Ecken des idyllischen Schweizerlandes versammelten sich an diesem schwülen Spätsommerabend in Agnes und Satish Joshis geräumigem Zürcher Wohnzimmer zum Liederbesuch. Auf mit Goldfaden verzierten, indischen Polstern sass das aufmerksame Publikum und lauschte dem ausgewählten Liedprogramm, musikalisch vorgetragen von Meret und Edward, umrahmt durch Hintergrundinformationen und Anekdoten zu KomponistInnen, Dichtungen und Gefühlslagen von Dramaturg Rafaël.

Das Trio besucht schon zum dritten Mal gemeinsam ein Wohnzimmer im Raum Zürich. Die drei verstehen sich so gut, dass sie durch Agnes‘ reizvolles Angebot, die Zeit vor dem Konzert auf der Dachterasse zu verweilen, vor Plaudern fast glatt ihr eigenes Konzert verpasst hätten.

Alle Gäste sassen schon auf ihren Plätzen, als Gastgeber Satish Joshi die drei InterpretInnen noch kurz zur Seite nahm, um ihnen ein ganz spezielles schwarzes, kugelförmiges Wundermittel aus Indien zu verabreichen: „Eine Pille für die Frische im Kopf und einen schönen, reinen Stimmklang“. So konnte nichts mehr schiefgehen!

Umso schöner wurde das Konzertprogramm, das mit drei bekannten Schubert-Liedern begann, über einen Zyklus des Deutsch/Schweizers Hermann Goetz und einzelne Trouvaillen von Robert Schumann, Wilhelm Grosz und Peter Warlock, bis hin zu den Gartenliedern von Fanny Mendelssohn (arr. Edward Rushton) führte, welche das Publikum besonders schätzte, wie sich später im Gespräch herausstellte: Der Arzt und die Tänzerin hatten vor einiger Zeit die Biografie von Fanny gelesen und waren von ihrem Schicksal sehr angetan. Der Landschaftsarchitekt war sichtlich berührt von den blumigen, aber doch so stimmigen Wortbildern der Gartenlieder. Und die Australierin sah in Meret „eine junge Fanny mit leichter Stimme und tiefgründiger Seele“.

Ganz überraschend der begeisterte Herr, der sich als grosser Warlock-Fan entpuppte. Selbst bereits viel mit Warlocks Musik beschäftigt, erfreute er sich der beiden Warlock-Liedern und der vorgetragenen Interpretation ganz besonders.

Die Offenheit der Gäste mit den Künstlern war eine grosse Freude. Nicht zuletzt die Gespräche über Edwards Schuhe als unverkennbarer Teil der künstlerischen Darbietung werden zur einfallsreichen Erinnerung des lebhaften Abends beitragen.

All die Begegnungen, Gespräche, Geschichten, Vorlieben und Träume schmeichelten durch guten Wein, selbstgebackenen Körnlipickerknäckebrot, frischen süssen Sommerfrüchten, einem köstlichen Nusskuchen und ganz besonders lecker – Blau-Schimmel-Käse-Brot – dem Gaumen nach dem saftigen Ohrenschmaus.

Ein wahrlich „wunderbarer“ Abend in jeglicher Hinsicht!  


MR, Août 2019